Im Jahr 2023 wurde mir bewusst, dass die Situation der Unternehmer oft nicht verstanden und unterschätzt wurde. Das ist natürlich weder für mich noch für Sie alle etwas Neues. Wenn man hingegen feststellen muss, dass sogar die Kreise, die uns unterstützen sollten, zu diesem Unverständnis beitragen, ist das besonders enttäuschend und bitter.
Die Walliser Unternehmen legen eine grosse Dynamik und eine bedeutende Resilienz an den Tag. Die Einigkeit an unseren letzten Generalversammlungen und lokalen Versammlungen, die Übereinstimmung der Ansichten und der Wille, eine gemeinsame Front zu bilden, bestätigen uns in unseren Aufträgen und in unserem Einsatz. Auf der Grundlage dieser gemeinsamen Diskussionen und Erfahrungen erarbeitete der Vorstand die Achsen für seine strategischen Aktionen. Alle Themen, die Sie beschäftigen, und alle Dossiers, die Sie in Ihrer Tätigkeit einschränken, bildeten Gegenstand einer Analyse und einer Suche nach Lösungen.
So befassten wir uns während des gesamten Jahrs mit der Problematik des Aushubmaterials, das unserer Branche ständig Sorgen bereitet. Wir entschlossen uns für eine Aktion auf zwei Ebenen:
Auf kantonaler Ebene versuchten wir, im Rahmen der geltenden Gesetzgebung die beste Praxis zu ermitteln. Wir präzisierten ebenfalls, dass die restriktive Auslegung der übergeordneten gesetzlichen Grundlagen noch keine Verpflichtung darstelle. Leider mussten wir feststellen, dass aufgrund der überbordenden Gesetze und des offensichtlichen Widerspruchs zwischen der Wahrung der verschiedenen Interessen keine Lösungen gefunden werden, die für die Unternehmen wirklich zweckdienlich sind. Wir versuchten deshalb, das Übel an der Wurzel zu packen. Dank der effizienten Intervention des Nationalrats Michael Graber konnten wir die Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des Nationalrats und anschliessend auch den Nationalrat selbst davon überzeugen, ein Postulat zu unterstützen, das den Bundesrat mit der Regelung dieses Problems beauftragt. Das Postulat wird gegenwärtig behandelt und wir hoffen auf ein klares Zeichen aus Bern.
Um wenigstens zum Teil auf den Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in unserer Branche zu reagieren, sprachen wir uns für pragmatische Lösungen aus. Wir setzten spezifische Kurse für Personen um, die an unseren Ausbildungsgängen interessiert sind, deren Sprachkenntnisse in einer unserer Kantonssprachen dazu jedoch nicht genügen. Im Herbst 2024 wird im Oberwallis eine Pilotklasse eröffnet. Zudem diskutieren wir gegenwärtig mit dem Amt für Asylwesen, damit der Kreis der potenziellen Anwärter ausgeweitet werden kann.
Wir befassten uns auch mit unserer Beziehung zur Region Romandie und zum Schweizerischen Baumeisterverband.
Ein Thema, das uns mit der Region Romandie verbindet, ist die Bildung, deren Qualitätserhalt der gemeinsame Nenner unserer Sektionen ist. Leider muss die Region Romandie bei unserem Dachverband ebenfalls für eine qualitativ hochstehende Bildung kämpfen.
In Bezug auf den Schweizerischen Baumeisterverband wollten wir in erster Linie wissen, welchen Mehrwert uns der Status als Mitglied des SBV wirklich bietet. Wir analysierten deshalb vorerst die Beiträge an diesen Verband. Anschliessend untersuchten wir die Strukturen unserer Unternehmen. Dabei berücksichtigten wir die Tatsache, dass anhand der Lohnsumme Rabatte bis zu 70 % gewährt werden. Je grösser ein Unternehmen ist, desto weniger benötigt es theoretisch die Leistungen des SBV. Mit seiner aussergewöhnlichen und einmaligen Organisation bietet der WBV seinen Mitgliedern ausserdem bereits alle zweckdienlichen Leistungen an. Für diese Betriebe scheint der Beitrag an den SBV deshalb übertrieben hoch zu sein.
Andere Feststellung: Seit zwei Jahren versuche ich als Verbandspräsident, Ihre Interessen nach bestem Wissen und Gewissen zu vertreten. Leider muss ich feststellen, dass 3 Themen, die mir besonders am Herzen liegen, von unserem Zentralvorstand nicht unterstützt wurden.
Es handelt sich um die Weiterführung der HF Freiburg für die Bauführer. Trotz ihrer 100-jährigen Erfahrung schenkte der Dachverband ihr keine Aufmerksamkeit. Das zweite Thema betrifft unser System der Flexibilität der Arbeitszeit, das im Walliser GAV festgehalten ist. Auch hier meldete der SBV Vorbehalte an. Dasselbe gilt für unseren Vorschlag einer Statutenrevision, der dem Dachverband am 13. November 2023 zugestellt wurde.
Es geht hier nicht um eine Konfrontation, sondern einfach um die Erinnerung an eine einfache Feststellung: Die Realität der Unternehmer kann nur durch sie selbst beschrieben werden. Folglich ist es unabhängig vom strategischen Ziel ein Fehler, wenn man ihnen kein Gehör schenkt. Gegenwärtig führen wir mit dem SBV Gespräche von Präsident zu Präsident und von Vorstand zu Vorstand. Es geht darum, dass «die Zentrale» Ihre Anliegen und die von Ihnen gewünschten Lösungen anerkennt und dass sie sich das Vertrauen, das Sie ihr mit den bedeutenden Beiträgen schenken, verdient.
Trotz allem verfügt unsere Branche über einen grossen Trumpf: Wir zeigen eine gemeinsame Front und wissen, wie man konsultiert und mobilisiert. Mit konkreten Umsetzungen auf kantonaler Ebene und mit pragmatischen Lösungen können wir uns weiterhin als Vorreiter unter Beweis stellen und Ihre Interessen sowie diejenigen der Branche möglichst gut vertreten!
Gaëtan Reynard
Präsident